Baudenkmal Freskenhof
Der FRESKENHOF (ehemals benannt auch als Russenhaus oder Bürgermeisterhaus) - einst von kunstsinnigen Edelleuten anno 1762 - als Wohnsitz und Zeugnis eines besonders erfolgreichen Geschäftslebens - erbaut, ist ein einzigartiges Baudenkmal von erhabener Schönheit und überregionaler, kulturgewichtender Bedeutung - im geschichtsträchtigen Pfaffenwinkel.
Lt. Aussage des Kunsthistorikers Pater Prof. P. DDr. Leo Weber aus dem Kloster Benediktbeuern handelt es sich bei diesem Objekt um einen bürgerlich-humanistischen, religiös-christlichen Kunst-Wohn-Palazzo in deutsch-russischer Art.
Im Jahr 1970 wurde der Freskenhof von den Restauratoren Toni und Renate Mack vier Tage vor dem geplanten Abriß, mit geringem Eigenkapital erworben und somit für die Nachwelt gerettet.
Aussen bot sich dem Betrachter bis zum Jahr 2011 der Anblick starker Verwitterung - trotzdem machte das Objekt einen dominanten Eindruck. Anläßlich des 250. Bestehens des Objektes wurden die Fassadenbemalungen weitgehend restauriert und rekonstruiert. Seit dem Jahr 2012 zeigt sich nun das Objekt in der einstigen Aussagekraft. Die Smalte-blauen Fenster sind in ihrer Intensität eine echte Besonderheit. Die reiche Fassadenbemalung des Gesamt-Objektes mit ihrer qualitätvoll ausgeführten barocken Scheinarchitektur stellt zudem das einzig erhaltene Werk des Freskanten Frans Höck dar. In der geschnitzten Oberlichte des Haupteingangs ist die Jahreszahl 1762 deutlich lesbar. Die freskale Gestaltung über dem portalartig gemalten Haupteingang ist 1771 datiert und zeigt in feiner Rokoko-Manier Darstellungen des Hl. Josefs, Hl.Johannes, Maria Immaculata und der Hl. Ottilie/Lucia.
An der Einrahmung der Giebel-Fassade läßt sich noch ablesen, daß das Objekt ursprünglich in 20° Dachneigung erbaut und bei Renovierungsmaßnahmen 1898 auf 34° erhöht wurde.
An der Straßenseite ist zentral eine große Kreuzdarstellung mit der sog. "Murnauer Muttergottes" mit den 7 Schwertern (7 Leiden Mariens) und Brokat-besticktem Mantel kunstvoll dargestellt.
Besonders die qualitativ wertvolle, herrschaftliche Innen-Ausstattung des Baudenkmals versetzt in Erstaunen, u.a. durch die großzügige Raumaufteilung im Inneren. Alle Räume sind im Zeitgeist des Rokoko mit variationsreich gestaltetem Stuck verziert, das Mobiliar ist in die Wände eingebaut, alle Türen (in feinen Smalte-Blau-Tönen) sind beidseitig mit Szenen aus dem Leben der Erbauer bemalt, kunstvoll modellierte Fayence-Öfen in seltener schwarz-braun-Glasur dominieren die Wohnbereiche im OG.
Zum ersten Stock gelangt man über eine doppelläufige, virtuos-marmorierte Treppe mit fein geformten Balustern. Im Treppenhaus dominiert ein wandfüllendes Fresko mit dem Thema der Maria Heimsuchung. Es wird umrahmt von einem großformatigen Hinterglas-Kreuzweg. Dahinter verbirgt sich eine mit sehr edlen Exponaten ausgestattete Hauskapelle, die die Restauratoren-Familie nach und nach wieder komplettieren möchte
Erbaut wurde das Objekt von Josef Dichtl, Kaufmann und Großbankier am Hofe der Zarin Katharina der Großen (III.) zu Moskau-Petersburg und seiner Frau Eleonora Francaise, eine geb. Chanard/Südfrankreich.
Die Hausinschrift-Tafel auf der Straßenseite wie auch die Marmor-Inschrifttafeln auf dem Pfarrhof und dem ehemaligen Schulhaus (heute Rathaus) belegt diese Aussagen. U.a. wird darauf 1789 als das Sterbejahr Eleonoras vermerkt. Josef verstarb in Petersburg und ist dort beerdigt. Auf einem Gedenk-Grabstein auf dem Friedhof der Kirche St.Martin in Obereglfing sind die Dichtls zusammen mit den Familien Schropp-Schauer-Daser-Bierling aufgeführt, die im 18. Jh. ebenfalls rege Handelsbeziehungen mit Russland führten. Die Dichtls waren dabei wohl am erfolgreichsten.
Da das Ehepaar keine Nachkommen hatte, banden Sie ihr Vermögen in Stiftungen und wohltätige Projekte. So wurde u.a. der Neubau des Pfarrhofs mit finanziert sowie die Kirchen-Ausstattung. Man richtete eine Armenspeisung ein, ließ ein Schulhaus bauen, verband damit eine solide Stiftung (3000 Gulden!), stellte einen hoch qualifizierten Lehrer ein, den Eleonora vom Hofe der Prinzessin abwarb und vergab ein Stipendium, das jedes Jahr den 2 besten Schülern ein Studium ermöglichte. Diese Lebens-Bilanz läßt kaum glauben, daß Josef einst aus ärmlichsten Verhältnissen kam und er dies alles allein seinem Handels-Geschick zu verdanken hatte.
Lohnend in vielerlei Hinsicht ist auch das Umfeld des Freskenhofes. Die Eigentümer haben mit Unterstützung des Vereins viele besondere Gestaltungs-Ideen eingebracht. Historische Pflastertechniken, organische Geländeformen schmiegen sich in das terassierte Hanggrundstück. Eine erfreuliche Pflanzenvielfalt rundet dieses naturnahe Garten-Erlebnis ab, das schon viele Besucher von nah und fern erfreute.